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Dein Kind spricht noch nicht? Erfahre, was Late Talker sind, wann du handeln solltest und wie Logopädie & Alltagstipps dein Kind unterstützen.

Mein Kind spricht noch nicht – ist das normal?

Vielleicht erkennst du dich darin wieder: Dein Kind ist zwei Jahre alt, aber viele Wörter oder Sätze sind noch nicht zu hören. Die Nachbarskinder scheinen schon ganze Geschichten zu erzählen und du fragst dich: Muss ich mir Sorgen machen?
Die gute Nachricht: Nicht jedes Kind, das spät zu sprechen beginnt, hat gleich eine Sprachstörung. Manche Kinder brauchen einfach ein bisschen länger, bis sie so richtig loslegen. Trotzdem ist es wichtig, genau hinzuschauen und im Zweifel Unterstützung zu suchen. Denn Sprache ist nicht nur ein „nettes Extra“ – sie ist der Schlüssel zu Freundschaften, zur Schule und zum gesamten Leben.

Häufige Ratschläge an Eltern – und warum Abwarten keine Lösung ist

Eltern von spät sprechenden Kindern hören oft gut gemeinte Sätze wie:

  • „Das wächst sich bestimmt aus.“
  • „Das kommt schon noch.“
  • „Buben sprechen einfach später als Mädchen.“
  • „Mein Kind spricht nicht, versteht aber alles.“
  • „Er will nur nicht.“

👉 Bitte warte nicht einfach ab, wenn dein Kind zum 2. Geburtstag noch nicht viele Wörter spricht oder zum 3. Geburtstag noch keine kleinen Gespräche führen kann.

Was bedeutet „Late Talker“?

Von einem Late Talker (übersetzt: „später Sprecher“) spricht man, wenn ein Kind mit 24 Monaten weniger als 50 Wörter aktiv verwendet und noch keine Zweiwortsätze bildet.

👉 Wichtig: Bei dieser 50-Wort-Marke zählen nicht nur „richtige Wörter“, sondern auch Lautmalereien („wauwau“ für Hund), Eigennamen, Gesten und Gebärden.

Wie häufig kommen Late Talker vor?

Studien zeigen: Ca 15 % aller Kinder zwischen 24 und 36 Monaten erfüllen diese Kriterien. Buben sind dabei häufiger betroffen als Mädchen. Zwei von drei Kindern holen den Rückstand nicht von alleine auf. Bei etwa einem Drittel entwickelt sich sogar eine Sprachentwicklungsstörung. Ab dem 3. Geburtstag sind Sprachverzögerungen meist hartnäckig und ohne gezielte Unterstützung nur schwer aufzuholen. Das wirkt sich auf viele Bereiche der Entwicklung aus – von der Kommunikation über das soziale Miteinander bis hin zum Lernen.
 

Ursachen für spätes Sprechen

Warum fängt das eine Kind früher an zu sprechen und das andere später? Die Gründe sind vielfältig:

  • Familiäre Veranlagung: Sprachauffälligkeiten treten oft gehäuft in Familien auf.
  • Sprachinput: Kinder brauchen reichhaltige sprachliche Anregungen im Alltag.
  • Hörprobleme: Häufige Mittelohrentzündungen können das Sprachverstehen beeinträchtigen.
  • Entwicklungsbesonderheiten: Verzögerungen in Motorik oder Kognition wirken sich oft auch auf die Sprache aus.

Meistens ist es ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren.

Wann sollten Eltern aufmerksam werden?

Jedes Kind entwickelt sich in seinem eigenen Tempo – trotzdem gibt es klare Anhaltspunkte, bei denen eine logopädische Abklärung sinnvoll ist:

  • Mit 2 Jahren spricht dein Kind weniger als 50 Wörter (inklusive Lautmalereien, Gesten, Gebärden).
  • Es lernt kaum neue Wörter dazu.
  • Bis 2,6 Jahre entstehen keine Zweiwortkombinationen.
  • Andere Personen verstehen das Kind kaum.

Die Rolle der Kinderärztin / des Kinderarztes

Die ersten Ansprechperson sind meist die Kinderärzt:innen. Dort kannst du deine Beobachtungen schildern. Im Rahmen der 24-Monate-Untersuchung im Mutter-Kind-Pass wird der Wortschatz deines Kindes mit einer standardisierten Wortliste oder einem Elternfragebogen erfasst. So wird sichtbar, ob dein Kind altersgemäß spricht oder ob weiterer Unterstützungsbedarf besteht.

Wie läuft eine logopädische Abklärung ab?

Eine Kinderlogopädin schaut sich die Sprachentwicklung deines Kindes ganzheitlich an und untersucht mit standardisierten und informellen Verfahren u. a.:

  • Wortschatz
  • Grammatik
  • Sprachverständnis
  • Aufmerksamkeit
  • Spielverhalten
  • Aussprache
  • allgemeines Kommunikationsverhalten

Warum eine logopädische Diagnostik so wichtig ist

Eine umfassende Diagnostik gibt dir als Mama oder Papa Sicherheit: Braucht dein Kind logopädische Unterstützung – ja oder nein? Gleichzeitig zeigt sie dir klar, welche nächsten Entwicklungsschritte anstehen und welche Ziele ihr gemeinsam ins Auge fassen könnt. So weißt du, wo dein Kind gerade steht und du bekommst einen klaren Fahrplan, wie es weitergeht.

Gerade Late Talker brauchen beim Sprechenlernen mehr Unterstützung und profitieren von speziellen Sprachförderstrategien. Ein ganz wesentlicher Teil der Therapie ist dabei die Elternberatung und -anleitung, denn du bist die wichtigste Sprachvorbildperson im Alltag deines Kindes.

Tipps für Eltern zur Sprachförderung im Alltag

Du kannst auch zu Hause viel tun, um dein Kind in seiner Sprachentwicklung zu unterstützen:

  • Sprich mit deinem Kind – beim Kochen, Wickeln, Spazierengehen.
  • Nutze Blickkontakt und Gestik – Sprache wächst in Beziehung.
  • Verwende einfache Sätze, aber keine „Babysprache“.
  • Schaut gemeinsam Bücher an und benenne Dinge klar und deutlich.
  • Sei geduldig – Kinder brauchen Wiederholungen, um Wörter abzuspeichern.

💡 Extra-Tipp: Wiederhole die Worte deines Kindes in der richtigen Form. Sagt es „Ball da“, kannst du antworten: „Ja, der Ball ist da!“ – so lernt es spielerisch dazu.

Checkliste: Sollte ich eine Abklärung machen?

Stelle dir diese Fragen:

  • Spricht mein Kind mit 2 Jahren weniger als 50 Wörter (inkl. Lautmalereien, Gesten, Gebärden)?
  • Bildet es keine Zweiwortkombinationen?
  • Lernt es kaum neue Wörter dazu?
  • Wird es von anderen Personen kaum verstanden?

👉 Wenn du mehrmals mit „Ja“ antwortest, vereinbare bitte einen Termin für einen Hörtest und sprich mit deiner Kinderärztin/deinem Kinderarzt oder vereinbare direkt einen Termin bei einer Kinderlogopädin.

Fazit: Frühzeitig hinschauen lohnt sich

Nicht jedes Kind, das spät zu sprechen beginnt, entwickelt eine Sprachstörung. Aber: Nur ein Drittel holt den Rückstand von selbst auf. Für die übrigen Kinder ist es entscheidend, dass Eltern, Kinderärzt:innen und Logopädie gemeinsam hinschauen.